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AutorenbildBernhard Westermeier

Sensory Running® Buchprojekt


Einleitung: Mitte der 1990er Jahre war ich als sportlich engagierter Läufer in meinem Leichtathletik Club ernsthaft damit beschäftigt an Landesmeisterschaften teilzunehmen und auch erfolgreich abzuschneiden. Ich trainierte ca. 7 Tage die Woche Kraftausdauer und Schnelligkeit und machte zusätzlich einmal wöchentlich leichtes Krafttraining an Geräten. Beruflich belegte ich gerade eine 2-jährige Weiterbildung zum Lehrer für Pflegeberufe und war auf dem Weg als Lehrer an einer Krankenpflegeschule zu unterrichten. Nun nahm ich zu jener Zeit an einem nachmittäglichen Zusatzangebot für Studierende teil: Die Feldenkrais Methode®, an drei Nachmittagen á 2 Stunden.

Abends, nach dem zweiten Feldenkraisnachmittag, startete ich einen 20-Kilomenter-Trainingslauf über anspruchsvolles, hügelig-steiniges Gelände, was ich gut kannte und schon oft gelaufen war. Diesesmal jedoch, war etwas anders als sonst. Ich fühlte mich nicht angestrengt sondern im Gegenteil, so, als würde ich fliegen, als wäre ich fast schwerelos. Das Training machte mir schon immer Spaß aber dieses Mal war es noch mehr als das. Es war ein reiner Genuss, vom Anfang bis zu Ende. Ich war verblüfft. Was war das? Ich kannte Ausdauer-, Kraft- und Schnelligkeitstraining, aber es gab wohl einen weiteren Einfluss, den ich noch nicht kannte und der mich derart ordnete, dass ich wie ohne Anstrengung immer schneller wurde und ohne Anzeichen von Ermüdung. Ich beendete den Lauf frischer als ich vor dem Start war und fühlte mich unglaublich gut. Alles war stimmig und leicht. Diese Erfahrung hat mich seither begleitet und mich motiviert dem Phänomen Feldenkrais auf den Grund zu gehen. Ich habe 2006 die Feldenkrais Ausbildung abgeschlossen und beschäftige mich seit 10 Jahren auch mit Sensory Awareness. Die Verbindung von Laufen, Feldenkrais und Sensory Awareness habe ich Sensory Running® genannt. Als sportlich ambitionierter Läufer habe ich gute Ergebnisse auf Landesebende und im Seniorenbereich auf Bundesebende erreicht. Meine Marathonbestzeit war 1999 in Berlin 2.29.10 Stunden und im Halbmarathon in Potsdam 1998, 69 Minuten und 6 Sekunden. Am liebsten war und ist mir der Crosslauf und Trailrunning in den Bergen. In diesem Büchlein habe ich nun eine Sammlung von Erfahrungen zusammen getragen, die mir als Läufer Richtung für meinen Weg gegeben haben und die mich weiterhin begleiten. Und es kommen immer wieder neue Erfahrungen hinzu. Die erste Idee ein Büchlein zu schreiben kam von Roger Russel, meinem Feldenkrais Trainer während der Ausbildung. Als mich 2019 Astrid Lichti, Feldenkrais Lehrerin und Veranstalterin meines Sensory Running® Workshops in Neustadt an der Weinstraße, wieder auf die Idee brachte meine „Schätze“ aufzuschreiben, war der entscheidende Anstoß getan.



Über das Falschmachen Auf meiner Suche nach der Ergründung des Phänomens "flieged laufen" und „Höhenflüge der Wahrnehmung,“ versuchte ich also die parasitären Bewegungen zu minimieren und somit die Bewegungsqualität weiter zu verbessern. Der Schwerpunkt lag somit auf „besser“, „leichter“, „luftiger“, „angenehmer“, usw. Ich versuchte mich also beim Laufen nach diesen Parametern zu „beurteilen“, ob ich auf dem richtigen Weg wäre oder nicht. Häufig stellten sich diese beschriebenen Zustände nicht ein und ich begann zu zweifeln. Meine Lust am Forschen sank. Ich begann mich zu fragen, ob das denn Sinn mache ausschließlich der Leichtigkeit als Messeinheit zu folgen. Könnte es sein, dass Läufer, denen es schwer fällt zu laufen und ich sie auf die Suche nach „DER“ Leichtigkeit schicke, verzweifeln, dass der Mut sie verlässt, wenn sie die Leichtigkeit nicht finden können? Noch schlimmer, dass wiederkehrende Misserfolgserlebnisse sie zur Aufgabe führt? Ich beschäftige mich mit Heinrich Jacoby seit Mitte der 2000er Jahre und nahm sein Buch „Jenseits von begabt und unbegabt“ wieder in die Hand und stieß auf einen Ansatz über "Lernen" bzw. "sich etwas erarbeiten." Ich erkannte, ich war in meine eigene Falle getappt. Ich wollte insgeheim alles richtig machen. Meine Glaube war sozusagen, dass auch die Versuche leicht fallen müssten und Leichtigkeit die logische Folge dadurch sei. Nun Jacoby, der meint: “immer am Falschen erfahren, entdecken, erarbeiten, was weniger falsch ist.“ Mir schossen sofort eine Menge Gedanken durch den Kopf. Diese Aussage passte wie der Schlüssel ins Schlüsselloch. Ich verstand, dass das Falschmachen viele neue Möglichkeiten eröffnete, nämlich „nicht nur zu erkennen, was richtig ist, sondern vor allem auch, wie das Richtige zustande kommt und warum gerade dieses das Richtige ist“ (Jacoby, 1994). Jacoby eröffnete mir, vor allem für das Laufen, eine unerschöpfliche Fülle an Ideen, Laufen falsch zu machen und daraus zu lernen. Besonders interessant ist, dass meine Lust und Kreativität am Falschmachen so unvergleichlich viel größer ist als die am Richtigmachen. Das Falschmachen war sozusagen nie eine Option gewesen, schon aus Gründen meiner Erziehung und meinen schulischen Erfahrungen nicht. Diese zurückgehaltene Fülle durfte sich jetzt zeigen und wirken. Wenn ich mich beim Laufen schwer fühle und es mir dann noch schwerer mache, vielleicht mit längeren Schritten oder hochgezogenen Schultern, dann folgt dem Experiment immer eine Erleichterung und eine Lust zu spielen, einen Dialog einzugehen, mit den Bedingungen die auf mich wirken, inbesondere mit der Schwerkraft und dem Boden.......



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